Hier mal eine etwas andere Fortsetzung meiner Restaurationsstory.
Wie gewinnt man wieder Vertrauen in seine Trailerqueen – Start eines großen Abenteuers.
Seit ungefähr sechs Jahren ist meine Restaurierung mehr oder weniger abgeschlossen. Mein Sohn ist gerade sechs geworden. Mein letzter Beitrag in meinem Restaurationsblog ist nun auch schon knapp vier Jahre her.
Was ist also mit dem Mustang und wie ging es ihm in der Zwischenzeit? Ihr könnt es vielleicht erahnen: Er war hauptsächlich ein Stehzeug. Ich habe ihn zwar jede Saison 1-2-3 Mal aus der Garage geholt und bin ein bisschen durch die Stadt gecruised, aber das wars und … oh man… ich habe es gerade nachgeschaut. Ich war 2021 und 2022 nicht mal tanken damit und das mit einem Mustang… Aber das erstaunliche: Die Batterie macht das seit sechs Jahren mit. Ich habe die zwar alle halbe Jahre mal ans Ladegerät angeschlossen, aber mehr auch nicht. Und wirklich geil an so Steinzeittechnik ist, dass er wirklich jedes Mal anspringt, als wäre ich gestern das letzte Mal damit gefahren.
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Jede Sommersaison aufs Neue denke ich mir aber: So, jetzt wird es Zeit und ich fahre mit dem Gaul mal wieder zu irgendeinem exotischen Treffen über irgendwelche abenteuerlichen Landstraßen! …. Gestern war es dann tatsächlich so weit und das Ziel ist für einen Durchschnittsmustangfahrer wahrscheinlich wirklich sehr exotisch: Ich will zum Oldtimer Fest nach Prizren. Das findet dieses Jahr zwischen dem 23. und 25. Juni im Kosovo statt.
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Reisevorbereitungen, ab hier auf eigener Achse...
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Vor Korona war ich schon ein paar Mal da, aber zusammen mit ein paar Freuden aus Serbien mit deren Autos und nicht mit meinem eigenen. Bis zur ungarischen Grenze war mein Mustang noch eine Trailerqueen, aber die letzten 500 km durch Serbien und den Kosovo will ich selber fahren. Aber wie gewinnt man wieder Vertrauen in so eine Trailerqueen und das so weit von zu Hause? Ich habe lange in Serbien gearbeitet, habe dort viele Freunde, kann die Sprache und weiß erstens, dass ich alles organisieren kann, falls die Karre irgendwo tatsächlich stehen bleibt und zweitens, dass sie mir dort bei einem Spontanaufenthalt in einer Werkstatt nicht die Hosen ausziehen werden. Ob der Plan insgesamt eine gute Idee ist? Ich war und bin mir da nicht so sicher, aber los gings gestern. Die erste Etappe von Subotica bis Novi Sad ist 100 km Autobahn schnurgeradeaus, aber wirklich sehr wenig Verkehr. Also erstmal langsam ausprobieren was macht der Gaul wenn man damit mal 100 km am Stück fährt und wie fühlt sich das an. Erstmal die ersten 10-20 km mit 110 km/h auf der Autobahn, Wetter optimal, ein paar Wolken, vielleicht 25 Grad, optimal um mit dem Cabrio offen zu fahren, aber kann ich dem Gaul wirklich so eine lange Strecke zutrauen?
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Die ersten 20 km laufen unspektakulär. Ich fühle mich sicher, weil ich drei Zusatzinstrument für Öldruck, Wasser- und Öltemperatur eingebaut habe und alle Zeiger ungefähr in der Mitte stehen, aber wie viel sind denn eigentlich 220 Grad Fahrenheit Öltemperatur und 50 PSI Öldruck?
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Man, man, dass hätte ich mir mal vorher googlen sollen und nicht während der Fahrt, aber ich halte gleich mal an, will nur noch die 30 km Marke erreichen und dann auf den nächsten Restplatz. Gesagt getan, jetzt erstmal bei laufendem Motor schauen ob irgendwo irgendwas raussifft, ne, es scheint alles dicht zu sein, aber ist die Servopumpe nicht ein bisschen zu heiß geworden? Hört es sich neben dem Motor nicht so an, als ob irgendein Lager heiß geworden ist? Ich habe noch kein wirkliches Vertrauen in meine Trailerqueen und über lege ernsthaft umzudrehen, aber jetzt mache ich erstmal ein kurze Pause und google PSI und Fahrenheit und viel sollte so ein Mustangmotor eigentlich haben. Google sagt, dass alle Werte vollkommen in Ordnung sind. Beruhigt mich das? Etwas ja. Fahre ich weiter? Wenn nicht, dann sollte ich die Karre wirklich bald verkaufen. Also weiter … Zündschlüssel rumgedreht und es ertönt ein langsames rrr … rrr … rrr. Die Batterie ist wohl platt. So ein Mist, also hat wohl die Lichtmaschine nicht richtig geladen und ich bin die ganze Zeit mit Licht gefahren. Also erstmal ein paar Leute und in der Tankstelle nach Überbrückungskabel und Starthilfe gefragt. Fast jeder ist bereit mir zu helfen, aber niemand hat ein Kabel dabei. Aber in der Tankstelle verkaufen sie chinesische Überbrückungskabel für 15€ für maximal ein bis zweimaligen Gebrauch. Aber es hilft nix, niemand hat ein Kabel und ich kaufe das Chinesische. Jetzt ist aber auf einmal nur ein Auto auf dem Parkplatz und das irgendein moderner VW. Der Fahrer ist gerne bereit mir zu helfen, aber seine Batterie sitzt irgendwo im Kofferraum und da kommen wir jetzt nicht dran, aber wir können es ja mal mit Anschieben probieren. Warum eigentlich nicht? Bevor es soweit ist drehe ich noch einmal den Schlüssel rum und der Motor springt sofort an. Super, aber was nun? Zurück und die Trailerqueen weiter Trailerqueen sein lassen? Ja, alles andere wäre bescheuert. Laut google muss ich aber weitere 30 km gerade aus fahren um zur nächsten Ausfahrt zu kommen wo ich umdrehen könnte. Auf diesen 30 km überlege ich es mir wieder anders und beschließe zu einem Freund nach Belgrad zu fahren und bis ich dort ankomme den Motor nicht wieder auszustellen. Er kann mir sicher helfen und außerdem wohnt er auf einem Berg.
Novi Beograd - Vorstadt von Belgrad Richtung Zentrum:
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Gesagt getan, 15 Minuten Pause bei ihm. Der Motor sprang sofort an, als wäre die Szene auf dem Rastplatz 1,5 Stunden vorher nie gewesen und weiter geht es in Richtung Krusevac. Mittlerweile bin ich … wie viel km bin ich gefahren? Ich schätze ca. 150-200 km sind es wohl gewesen, aber vorher tanken. Der Tank ist nicht leer, aber auf der Autobahn Richtung Krusevac ist es sicher teurer als in der Stadt. 29 Liter gehen rein, weniger als erwartet, aber ist das nun wirklich viel oder ist es wenig? Ich habe aber den Meilenstand vom letzten Tanken nicht im Kopf und kann es deshalb nicht ausrechnen …
Ok, übermorgen gibt’s eventuell mehr….