Technik-Dialog rund um das Verstemmen der Radbolzen

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Kalle
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Technik-Dialog rund um das Verstemmen der Radbolzen

Beitrag von Kalle »

Hallo in die Runde,

wie in meinem Resto-Thread vor einiger Zeit angekündigt habe ich mich dem Thema Radbolzen Verstemmen gewidmet. Ziel ist es hoffentlich gegen eiernde oder sich lösende Bremstrommel auf der Vorderbremse bald eine Lösung zu haben. Aktuell bietet sich ja bei verschlissenen Trommel fast nur der Umbau auf Scheibe an da absolut keine Werkstatt mehr das Verstemmen erledigt, was ja ein notwendiger Schritt für eine sichere Verbindung zwischen Trommel und Nabe ist um so die Trommel zentrisch auszudrehen und zu wuchten zu können. Ein paar funktionierende Lösungen mit kleinen Senkkopfschrauben gab es ja schon, trotzdem hat mich das Thema in den Fingern gejuckt.

Da ich jedoch absolut keine Vorerfahrung in dem Bereich habe wäre ich an einem Technik-Dialog interessiert um mehr (oder überhaupt irgendwas
:oops: ) über Thema Radbolzen Verstemmen zu erfahren, den Prozess sicher zu gestalten und vielleicht in Zukunft hier im Forum das Ganze anbieten zu können. Vielleicht erinnert sich ja noch jemand mit KfZ-Erfahrung wie das ordentlich gemacht wird.

Hier mein aktueller Stand:

Ich hatte aus einem 67er Coupe originale Trommel, sowie aus meinem 66er die alten ausgebauten Schrotttrommeln vermessen. Beide FoMoCo gelabelt und je korrektem Datecode, damit ziemlich sicher noch mit der Originalen Verstemmung. Die Verstemmung hatte ich Vermessen und damit meinen Verstemmstempel ausgelegt. Dieser zentriert sich auf dem 1/2" Radbolzen über den Durchmesser 13mm. Die Verstemmung erfolgt über die vier Nasen mit einer Breite von 4mm und Innendurchmesser von 13,5mm. Der Stempel wurde mit einem 3D-Drucker aus Werkzeugstahl hergestellt und anschließend gehärtet.

Bilder vom Stempel:
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Bild von meiner Musterverstemmung:
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Den Stempel habe ich an Dorman 610153 Radbolzen getestet, einmal solo, einmal in meiner Schrotttrommel. Gute Neuigkeit ist: Der Stempel hat gehalten :lol: Die Verstemmung sieht auch ganz gut aus. Was ich nicht ganz bedacht hatte ist dass der Stempel keinen Hinterschnitt hat und daher per Meißel wieder gelöst werden muss. Die Pressenkraft hatte ich eigentlich viel höher erwartet, bei dem Stempel für das Ford Model A den es Online zu kaufen gibt wird von 20-30t gesprochen, wobei dort auch die Verstemmung umlaufend ist.
Bei den neueren Trommel sind es ja nur vier Punkte, am Ende war die Fließgrenze bei 5t wenn man meinem Pressen-Manometer trauen kann. Die Trommel habe ich über drei Säulen auf der Rückseite der Radbolzen aufgelegt, so geht die Kraft ohne Umweg in den Radbolzen und nicht durch Trommel.

Erstes Ergebnis:
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Meine nächsten Schritt aktuell sind:
- Auspresskraft der Radbolzen der FoMoCo Schrotttrommeln bestimmen
- Auspresskraft meiner Verstemmung mit Dorman Radbolzen bestimmen
- FoMoCo Radbolzen absichtlich abreißen, Abrissdrehmoment bestimmen
- Dorman Radbolzen absichtlich abreißen, Abrissdrehmoment bestimmen

Zum Ausbohren der vorhanden alten Verstemmungen setze ich gerade noch eine Säulenbohrmaschine mit ausreichender Kapazität in Gang, dann soll die Verstemmung mit einem 13er Kronenbohrer ausgebohrt werden. Das Ganze habe ich aber noch nicht getestet, Gefahr ist das der Bohrer mit dem unterbrochenen Eingriff und der Kaltverfestigung etwas zu kämpfen hat, aber das werde ich dann sehen.

Ich freue mich auf euer Input! Auch weitere Schrotttrommeln und Naben könnte ich zum Testen gebrauchen, gegen Übernahme des Versand natürlich.
Grüße Carl
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08/15Mustang
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Re: Technik-Dialog rund um das Verstemmen der Radbolzen

Beitrag von 08/15Mustang »

Super Aktion Carl! 👍
Grüße

Stefan
yab
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Re: Technik-Dialog rund um das Verstemmen der Radbolzen

Beitrag von yab »

Kalle hat geschrieben: Do 13. Jun 2024, 21:57
Meine nächsten Schritt aktuell sind:
- Auspresskraft der Radbolzen der FoMoCo Schrotttrommeln bestimmen
- Auspresskraft meiner Verstemmung mit Dorman Radbolzen bestimmen
...
"Ein wenig Fahrbetrieb simulieren vor dem Auspressen" geht mir durch den Kopf. Vielleicht auf irgendeine Art Vibrationen/Schläge auf das Ende der Schraube aufbringen.

Jemand aus dem Forum hat mal in einer LKW-Werkstatt gearbeitet, die verstemmt hat. Hast du da Kontakt? Etwas KnowHow, das dir helfen kann, wird da sicher zutage kommen.
Gruß
Marino
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Re: Technik-Dialog rund um das Verstemmen der Radbolzen

Beitrag von Elhocko »

Finde das Thema sehr spannend! Wünsch dir viel Erfolg!
Im Forum fehlt ein "Like" Button! ;)
Mfg
Benni
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Red Convertible
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Re: Technik-Dialog rund um das Verstemmen der Radbolzen

Beitrag von Red Convertible »

Moin zusammen,
habe vor Jahren auch schon versucht das Optimum heraus zu holen, hatte aber große Probleme mit Fading und Verzug der Trommeln, bis hin zu stärken Vibrationen durch Unwucht.
Ich denke, das sich der Aufwand nur lohnt, wenn man originale FoMoCo Bremstrommeln, oder gleichwertige Repros verwenden kann.
Die Reproteile sind aber meistens dünner gefertigt und verziehen sich schneller bei Hitzeeinflüssen, gerade wenn Bremsbeläge aus dem Rennsport verwendet werden.

PS: im Lkw Bereich wurden die Bremstrommeln nicht verstemmt, sondern über die Radbolzen zentriert und mit 3-4 Inbusschrauben mit der Radnabe verschraubt. Das war vom Hersteller so gedacht und keine Bastellösung.
Das Ausdrehen der Bremstrommel fand in diesem Fall ohne Radnabe, sondern mit einer dafür angeschraubten Zentrieradapterplatte statt.
An Anhängern war es üblich die Bremstrommeln über die 8-10 Radbolzen mit der Radnabe zu verschrauben und anschließend als Einheit zentriert auszudrehen.
LG
Mario
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Kalle
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Re: Technik-Dialog rund um das Verstemmen der Radbolzen

Beitrag von Kalle »

Bin leider mit dem Thema noch nicht groß weiter gekommen, das soll sich aber dieses Jahr ändern!

Zum Fortschritt:
Einerseits habe ich jetzt einen Wuchtständer für Motorrad-Räder hier stehen. Ein kurzer Test hat gezeigt, dass sich die Unwucht in den Trommeln sehr verlässlich so erkennen lässt. Sicherlich kann man die Trommeln auch professioneller wuchten, ich denke aber große dynamische Unwuchten sind eh nicht zu erwarten und es gibt ja nur eine Ebene, in der die Wuchtgewichte platziert werden können.
Entsprechende Wuchtgewichte werde ich mir in Kürze lasern lassen und würde diese dann per Elektrode mit der Trommel verschweißen. Dann fliegt einem bei Drehzahl nichts um die Ohren.

Das Ausdrehen und Wuchten werde ich auf einer gemeinsamen, stabilen Welle machen. Diese nimmt das äußere Lager ähnlich wie ein Morsekegel auf und überträgt so das Moment auf die Trommel beim Ausdrehen. Gespannt wird das Ganze über eine Wellenmutter und das hintere Lager. Das hintere Lager kann dann montiert bleiben, sodass auch ein Ausdrehen und Wuchten von vormontierten Baumgruppen gut. Die Hülse und der Kegel dichten dann das Innere der Nabe ab, dann landet keine Späne in der Nabe.

Über die zusätzlichen Laufflächen auf der Welle lässt sich diese in der gleichen Aufspannung gleich zum Wuchten auf dem Ständer nutzen. Das Halbzeug liegt bereit, wenn mein Dreher Zeit hat geht es weiter.

Soweit die Theorie für dieses Jahr, in der Praxis werden sich bestimmt neue Hürden zeigen :lol:
Dateianhänge
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Grüße Carl
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Zi.gg.y
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Re: Technik-Dialog rund um das Verstemmen der Radbolzen

Beitrag von Zi.gg.y »

Hallo Carl,

ich drück Dir die Daumen bei deinem Projekt, wäre echt cool wenn das klappt. 👍 Aber kannst Du kurz erklären wofür die Abkürzung RWDR steht? Ich komme einfach nicht drauf. :lol:

Noch ne andere Frage: Ich suche immer noch eine Lösung um meine Styled Steel Wheels bolzenzentriert über den Lochkreis wuchten zu lassen. Jetzt wo ich Deinen Wuchtbock mit der Bremstrommel gesehen habe - Wenn ich ne alte Trommel nehme und die auswuchte, dann das Rad auf die Trommel montiere und auf den Bock packe würde ich das bolzenzentriert wuchten, richtig? Oder wie siehst Du das? Meinst Du das passt auf den Bock?

Gruß

Andy
Kannst Du so machen, ist dann halt sche…
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mem
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Re: Technik-Dialog rund um das Verstemmen der Radbolzen

Beitrag von mem »

Das ist eeeeeigentlich die Abkürzung für Radialwellendichtring......
http://www.early-mustang.de

Mengenlehre =
Wenn 5 Leute in einem Raum sind und 6 rausgehen, muß einer wieder reingehen, damit keiner drin ist..... :idea:

Martin (mem)
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Kalle
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Re: Technik-Dialog rund um das Verstemmen der Radbolzen

Beitrag von Kalle »

Genau, damit ist der Simmerring der Radnabe gemeint. Die Hülse soll den gleichen Innendurchmesser wie die Fläche an der Spindel haben, dann kommt kein Dreck bei Ausdrehen rein.

Zu deiner Idee: auf dem Wuchtbock wird das nichts, dafür ist das Rad zu schwer und die Sache sehr umständlich. Geliefert wurde der mit einer ~10mm Welle, das Gewicht der Trommel ist schon grenzwertig.
Es gibt aber zum Thema wuchten ein zwei Threads (https://mustang-inside.de/viewtopic.php ... te#p391349 und https://mustang-inside.de/viewtopic.php ... en#p391370). An sich sollte jeder Reifenbetrieb auch mit passendem Adapter über die Radbolzen wuchten können.
Grüße Carl
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Zi.gg.y
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Re: Technik-Dialog rund um das Verstemmen der Radbolzen

Beitrag von Zi.gg.y »

Verstehe, danke für eure Antworten. Die beiden Threads kenne ich, der letzte Eintrag ist von mir. :D
Kannst Du so machen, ist dann halt sche…
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